Das Sakrament der Buße
Die Geschichte des Menschen soll eine Heilsgeschichte sein, nicht eine Unheilsgeschichte. Dafür hat Gott alles getan.
Niemand kann aber bestreiten, dass Unheil in der Welt geschieht. Der Mensch kann sich von Gott entfernen, ja ganz von ihm trennen. Dann entsteht eine unheilvolle, eine „sündige“ Situation. Sünde ist Absonderung von Gott, ist Unheil.
Vom Unheil ist immer wieder ein Weg zurück ins Heil möglich. Gott hat nicht nur einmal etwas für die Menschen getan. Gott tut immer wieder etwas für den Menschen. Er schenkt Vergebung. Er bindet ihn wieder an sich. Gott will nicht den Tod des Sünders, sondern dass er sich bekehrt und lebt.
Auch der Mensch muss etwas tun. Er muss umkehren und sich von neuem Gott nähern, zu ihm gehen.
Er bekennt seine Schuld. Er steht zu seinem Versagen. Er bittet Gott um Vergebung. Ein Mensch kehrt um, er tut Buße. Er will neu beginnen. Buße tun, das heißt mit Engagement neu den Weg des Heiles gehen, auf Gott zugehen, mit ihm gehen. Dieser Neubeginn ist möglich, weil Christus uns von der Macht des Bösen befreit hat.
Die liturgischen Formen der Sündenvergebung
So wird verständlich, warum Buße und Vergebung einen besonderen Ort in den gottesdienstlichen Versammlungen der Christen haben, vor allem in der Feier der Eucharistie oder in einem eigenen, zu diesem Zweck gefeierten Gottesdienst (Bußgottesdienst). Die wichtigste liturgische Form der Sündenvergebung ist das Bußsakrament. In der sakramentalen Versöhnungsfeier (Beichte) spricht Jesus unmittelbar den einzelnen an, wie er es einst beim Gelähmten im Hause von Kafarnaum getan hat: „Deine Sünden sind dir vergeben (Mk 2,5). Eine solche persönliche Begegnung mit Christus kommt unserer menschlichen Natur sehr entgegen,; denn sie schenkt uns das sichere Bewusstsein, von Gott, der die Liebe ist, auch in unserer Sündhaftigkeit angenommen zu sein.
Die Feier des Bußsakramentes (Beichte)
„Unter den liturgischen Formen der Buße und Sündenvergebung nimmt das Bußsakrament eine hervorragende Stellung ein. Im Auftrag der Kirche wird dem, der umkehrt, durch den Priester in der Vollmacht Christi im wahrnehmbaren Zeichen Versöhnung geschenkt. Für die Gläubigen, die sich durch Sünde von Gott getrennt haben, ist das persönliche Bekenntnis und die persönliche Lossprechung die wichtige Hilfe, Versöhnung mit Gott zu finden. Aber auch denen, die sich keiner schweren Sünde bewusst sind, empfiehlt die Kirche, in Zeitabständen, in denen das eigene Leben noch überschaubar ist, das Bußsakrament zu empfangen. Darin kommt zum Ausdruck, dass jeder Gläubige immer neu der Vergebung und der Hilfe bedarf, die ihm im Bußsakrament geschenkt wird.“
Die Beichte führt zur Erneuerung und Vertiefung der Gemeinschaft mit Gott. Seine Vergebung, seinen Trost und sein Aufrichten erfährt der Beichtende als große Lebenshilfe. Im Gebet und im Lobpreis dankt er Gott dafür.
Der Bußgottesdienst
Der Bußgottesdienst vertieft und entfaltet den Vorgang von Buße und Vergebung. Er macht deutlich, dass die Umkehr und die Hinwendung zu Gott nicht nur für den einzelnen, sondern auch für die Gemeinschaft notwendig sind, weil auch die Gemeinschaft dem Mitmenschen gegenüber oft versagt. Im Bußgottesdienst werden wir zu einer vertieften Gewissenserforschung angeleitet. Nicht selten entdecken wir dabei Lebensbereiche, die wir vielleicht noch nie mit Gott und seiner Ordnung in Beziehung gebracht haben. Im Bußgottesdienst hören wir die Worte Jesu, durch die wir gleichsam aus „erster Hand“ die Botschaft vom verzeihenden Vater im Himmel vernehmen. „Im Himmel wird mehr Freude herrschen über einen einzigen Sünder, der umkehrt, als über neunundneunzig Gerechte, die es nicht nötig haben umzukehren“ (Lk 15,7). Besonders zu den Bußzeiten des Kirchenjahres, im Advent und in der Fastenzeit, hat der Bußgottesdienst seinen festen Platz im Leben der Pfarrgemeinde.
Buße und Vergebung in der Eucharistiefeier
Das allgemeine Schuldbekenntnis am Anfang der Messfeier nimmt in den Worten „ich bekenne … allen Brüdern und Schwestern, das ich Gutes unterlassen und Böses getan habe“ die soziale Seite der Sünde ernst. Jeder wendet sich an jeden und bittet, für ihn vor Gott einzutreten: „Darum bitte ich euch, Brüder und Schwestern, für mich zu beten bei Gott, unserem Herrn“. Auch das Hören des Wortes Gottes hat Sünden tilgende Kraft. So spricht der Priester nach dem Evangelium: „Herr, durch dein Evangelium nimm hinweg unsere Sünden“. Damit wir am Mahl des Herrn nicht unbußfertig teilnehmen, wird im „Vater unser“ noch einmal die Bitte um Vergebung ausgesprochen und die Bereitschaft, selbst zu vergeben, bekundet: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.“ Vielfach werden diese Worte durch ein sichtbares Zeichen der Zuwendung und Versöhnung, den Friedensgruß, unterstrichen. Und dann bekräftigen wir unser Vertrauen auf die vergebende Güte des Herrn mit dem Ruf: „Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt“ und mit dem Gebet „Herr ich bin nicht würdig, dass Du eingehest unter mein Dach, aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund.